Die zweite Zahl lautet 25 Prozent: „Das ist der Anteil, den das Bauen und die Nutzung der gebauten Umwelt zum CO2-Ausstoß beiträgt. Fünf und 25 Prozent! Da sollte man ja eigentlich glauben, da müsste ja unglaublich viel geforscht werden, um diesen CO2-Ausstoß drastisch zu minimieren.“
Ist natürlich nicht so, wie die dritte Zahl zeigt. Sie beschreibt den Anteil den das Bauwesen von der gesamten Fördersumme des Bundesforschungsministeriums bekommt: „Das sind 0,26 Prozent. Daran können Sie so ungefähr abschätzen, dass im Bauwesen viel zu wenig geforscht wird.“
Die Vision: Ein Forschungszentrum für nachhaltiges Bauen
Das liegt am Zement, der im Beton steckt. Alleine auf die Zement-Produktion entfallen zwei Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes. Doch wozu der viele Zement? Er dient als Bindemittel und schützt im Stahlbeton den Stahl vor Rost: „In dem Moment, wo ich keinen Stahl mehr nehme, der korrodieren kann, kann ich andere Bindemittel verwenden und damit deutlich weniger CO2 erzeugen.“
Carbon-Beton benötigt weniger klimaschädlichen Zement
„Wenn wir die alle mit Hand untersuchen wollten, in allen Kombinationen, sind wir nach 50 Jahren noch nicht fertig. Hier kommt zum Beispiel ein Verfahren der künstlichen Intelligenz ins Spiel. Wie kann man so ein Programm anlernen, um schneller zu sagen: Wenn ich jetzt diese drei oder fünf verschiedenen Bindemittel nehme in einer beliebigen Kombination, wie kriege ich den besten Effekt dabei heraus? Also es wird tatsächlich Materialforschung mithilfe von KI geben.“
Roboter als Helfer auf den Baustellen der Zukunft
Dann kommen Forschungsfragen rund um die Konstruktion: Kann man aus den neuen Materialien schlanker und damit ressourcenschonender bauen? Dann die Herstellung: Wie könnten Roboter Teile von Gebäuden in Fabriken vorbereiten? Digitalisierung: Werden Daten Bau und die Sanierung erleichtern? Sensoren den Wohnkomfort steigern? 200 Jahre – so die Vision – könnten die Bauwerke der Zukunft halten. Aber: Ist das nicht anmaßend? Woher sollen wir wissen, wie die Menschen in 150 Jahren leben wollen?
Die Bauwerke der Zukunft sollen daher variabel sein: Ein Wohnhaus, das sich zur Schule und dann zu einer Fabrik umwandeln lässt, dank flexibler Innenräume und austauschbarer Fassaden, so Manfred Curbach: „Und das muss geprägt sein von den Bedürfnissen der Menschen und nicht von technischen Lösungen abhängig gemacht werden. Wir werden zum Beispiel in dem LAB auch an prominenter Stelle eine Soziologin dabei haben, die an ganz vielen Forschungsthemen mitarbeitet.“
1500 Expertinnen und Experten könnten künftig am LAB arbeiten
Manfred Curbach beantwortet diese Frage so: „Warum denken Sie heute Chicago? Da gab es mal eine kleine Gruppe von sehr kreativen Menschen, die haben in Weimar und dann in Dessau dieses Bauhaus gegründet.” In den 1930er Jahren flohen diese kreativen Köpfe vor den Nazis in die USA und gründeten in Chicago das New Bauhaus, so Curbach: “Deswegen ist Chicago für Sie jetzt heute ein Stichwort, da geht das Bauen tatsächlich rund. Und wo kommt es her? Dessau. Wer kennt schon Dessau?”
“Uns schwebt vor, eine neue Kunst des Bauens zu etablieren”
Denn sie bringen die Fähigkeit, mit gigantischen Maschinen umzugehen und Konstruktionen zu planen, aus dem Braunkohle-Tagebau mit. So wie dereinst Dessau die Keimzelle des modernen Bauens war, das unseren Blick auf das 20. Jahrhundert prägt, so könnte es bald vielleicht die Lausitz sein, die uns zeigt, wie die Brücken oder Häuser im 21. und 22. Jahrhundert aussehen werden.
Reference-www.deutschlandfunk.de